Lagerfeuer am Malawisee
Wenig überraschend erreichen wir das letzte Camp in Tansania auch nur über Stock und Stein. Aus Mangel an Alternativen, haben wir uns für einen Platz entscheiden, der zwar entlang unserer Route liegt, jedoch zum Ende hin schwierig zu erreichen ist. Michael quält den Bus den steinigen Abhang hinauf während uns die Dorfbewohner freundlich zuwinken. Inmitten des Dorfes findet sich eine mit Hecken abgegrenzte Wiese, die unser Nachlager sein soll. Als wir ausstiegen und uns etwas umsehen, eilt ein junger Bursche herbei, entschuldigt sich für seine Verspätung und bittet uns um einen Eintrag im Gästebuch.
Sogar Abendessen können wir bei ihm bestellen und werden zwei Stunden später tatsächlich beliefert. Gegen Vorauskasse hat der Bursche die Küchen aller Haushalte abgeklappert, um nun mit zwei schwarzen Plastiksackerl vor uns zu stehen. Stolz präsentiert er seine Ausbeute. Eines der beiden Sackerl ist besonders heiß als wir es entgegennehmen. Kein Wunder, denn darin schwimmen die bestellten Bohnen und lösen gemächlich Weichmacher aus dem billigen Material. Ganz afrikanisch serviert, lassen wir es uns schmecken und der Junge grinst zufrieden.
Zwischen den Kaffee Injektionen am Morgen, macht sich Michi noch samt Schaufel auf den Weg durchs Dorf. Die Leute beobachten gespannt, wie der fremde Straßenarbeiter mit der Schaufel umgeht. Der Weg wird von dicken Steinen befreit und tiefe Rinnen werden planiert. Außer Michi arbeitet noch ein weiterer Mensch lautstark am frühen Morgen. Eine Frau, sicherlich über Sechzig, schwingt mit überraschend kräftigem Schwung ihre Axt um einen Baumstamm zu zerkleinern. Auch ihr sehen die Männer andächtig zu. Nach den Optimierungsmaßnahmen entlang des Weges rumpeln wir mit einem besseren Gefühl zurück zur Hauptstraße und biegen in Richtung Malawi ab.
Malawi gehört zu den kleinsten Ländern Afrikas, ist aber gleichzeitig eines der Länder mit der höchsten Bevölkerungsdichte. Damit verbunden ist die Armut, die Malawi von weltweiten Geldern abhängig macht. Der ostafrikanische Grabenbruch hat hier einen riesigen See geformt, der als fischreichstes Gewässer der Welt gilt. Mehr als 580km lang, bildet der Malawisee eine natürliche Grenze und den Lebensmittelpunkt der meisten Einheimischen.
Am Grenzposten angekommen, sind wir relativ rasch aus Tansania draußen, müssen aber umso länger bei der Einreise nach Malawi warten. Die Computer der Zollbehörde und der Road Authority streiken und wir verharren in der Mittagshitze. Zumindest scheint wieder die Sonne.
Ein Mitarbeiter zeichnet sich als besonders kompetent aus und verschafft uns eine analoge Lösung. Er stellt die fällige Quittung einfach per Hand aus und stempelt sie anschließend ab. Als wir den Grenzposten endlich verlassen, eilt der Beamte ins Freie und schnorrt uns um eine kleine Gabe an. Außer einem Keks haben wir nichts zu verschenken. Wir sind enttäuscht, dass das Betteln bereits an der Grenze losgeht und obendrein von berufstätigen Erwachsenen betrieben wird.
Zuerst machen wir Halt in der Provinzhauptstadt Karonga, wo wir malawisches Geld abheben wollen. Ines bezieht im Bus Stellung und hält lästige Gestalten ab, während Michi mit der Kreditkarte sein Glück versucht. Endlos lange Schlangen, wie wir sie zum letzten Mal in Namibia erlebt haben, warten vor den Automaten. Jedoch gibt keiner der drei Geräte Geld her, womit wir etwas ins Schwitzen kommen. Auch der Bankomat der Nationalbank ist leer, was wir erst nach einer Stunde Wartezeit herausfinden. Ein Mann gibt uns den Tipp, dass es in knapp 80 Kilometern (!) einen weiteren Automaten gibt, der eventuell noch gefüllt ist. Sehnsüchtig denkt Michi an die Heimat, wo in jedem Kuhdorf eine “Sumsi-Bank“ samt Geldautomat steht. Knapp zwei Stunden später finden wir den genannten Geldautomaten und es gelingt uns tatsächlich Bargeld abzuheben. Erleichtert heben wir gleich zweimal das Maximum ab. Die Geldbörse platzt derweil aus allen Nähten. Der größte Geldschein ist eine 2000 Malawi Kwacha Note. Umgerechnet ist der Schein keine 3 Euro wert.
Unser erster Halt liegt östlich der Stadt Livingstonia, wo zwei mögliche Nachtlager direkt nebeneinanderliegen. Wir parken unseren Bus im Dorf, um zu Fuß einen Blick auf beide Camps zu werfen. Nach wenigen Sekunden läuft uns bereits eine Horde kleiner Kinder hinterher. Völlig unerschrocken nehmen die Mädchen Ines Hand und hüpfen aufgeregt. Die kleinen Burschen halten sich an Michaels Arme fest und wollen hochgehoben werden. Allesamt laufen die Kinder Barfuß, teils in Kleidern, Lumpen oder nur der Unterhose herum. Als wir unsere Freiheit wiedererlangen, entscheiden wir uns fürs Chitimba Camp, wo wir direkt am Sand mit Blick auf den See stehen können. Äußerst professionell schreiten wir die Zufahrt zuerst ab, um zwei Minuten später trotzdem steckenzubleiben.
Als es dunkel wird, kommen wir mit dem niederländischen Besitzer Eddie ins Plaudern. Redselig, wie viele zugezogene Weiße in Afrika, gibt er ein paar Geschichten preis. Ines stiehlt sich zwischenzeitlich davon, um mit dem Chefkoch zu reden. Dabei organisiert sie Michael eine Geburtstagstorte für den kommenden Tag. In der Nacht zieht ein heftiges Gewitter über uns. Mehrere Blitze schlagen in unmittelbare Nähe ein. Dabei donnert es mehrmals so kräftig, dass der Bus zu wackeln beginnt.
So gibt’s an Michis Geburtstag eine schmackhafte Torte zum Frühstück. Die Überraschung gelingt und der Jubilar bedankt sich mit Küssen. Als weiteres Geschenk hat Ines Videos mit Glückwünschen von Freunden und Familie am Handy “gesammelt“. Michi hat Spaß und würde sich am liebsten alle herbei wünschen, um sich zu bedanken. Danach spazieren wir ausgiebig am Ufer entlang, beobachten einige Fischerboote am Horizont und Menschen, die sich und ihre Kleider im See waschen. Am Nachmittag gibt’s entspannten Reisealltag für Michi mit seinen Fitnessübungen und einigen Servicearbeiten am Bus. Ines backt in der Zwischenzeit Brot, genießt die Rückkehr der Sonne und verschreibt sich einem Buch. Davor erlebt sie einen kurzen Schreckmoment. Als sie sich bei Eddies Frau nach einem mobilen Grill erkundigt, schreckt diese kurz auf. Nicht weil die Anfrage so erschreckend war, sondern weil einen Meter hinter Ines, eine dicke braune Schlange vorbeikriecht. Das Tier setzt seinen Weg ungestört fort und verschwindet im Busch. Vom Schreck erholt sich Ines schneller als Michael, der für das giftige Tier überhaupt keine Sympathien hegt. Nach Einbruch der Dunkelheit erhält das Geburtstagskind noch einen WhatsApp Videoanruf aus der Heimat. Mehrere seiner liebsten Gesichter winken aus der Ferne, während wir Grüße aus Malawi retour senden. Zum Abendessen kocht die furchtlose Ines leckere Pasta und wir lassen den gelungenen Tag mit einem Lagerfeuer unter Sternen ausklingen.
Am nächsten Tag übergeben wir Lawrence einen Auftrag. Der Gärtner des Camps ist eigentlich Holzschnitzer und betreibt nebenbei noch immer einen kleinen Verkaufsstand im Dorf. Als wir uns unter den Ständen umsehen, entdecken wir jede Menge hübscher Souvenirs. Die Handwerker haben wirklich was drauf. Ihre Kunstwerke unterscheiden sich deutlich von denen, die man in afrikanischen Souvenirläden bekommt. Detailliert geschnitzte Masken, außergewöhnlich große Tierskulpturen oder wundervoll verzierte Holzstühle wollen wir aber nicht mit heimschleppen. Der sympathische Lawrence soll uns etwas Kleineres anfertigen.
Am Abend gesellt sich nochmals Campbesitzer Eddie zu uns und erzählt von den Schattenseiten, die es mit sich bringt, im Malawi zu leben. Sein härtester Rückschlag war ein bewaffneter Überfall hier im Camp. Vor drei Jahren sind Männer in sein Haus eingedrungen und haben ihn angeschossen. Nach der ausführlichen “Gute-Nacht-Geschichte“ verabschiedet er sich etwas geknickt – auch wir werden nachdenklich. Die Gegend, die so paradiesisch und friedlich wirkt, birgt auch Gefahren. Raubüberfälle sind noch immer allgegenwärtig in Malawi und man kann trotz Sicherheitsmaßnahmen jederzeit zum Opfer werden.
Als uns Lawrence am kommenden Morgen sein geschnitztes Werk präsentiert, bekommen wir Lust, nochmals ein wenig durch die Stände und Werkstätten der Schnitzer zu flanieren. Lawrence ist Feuer und Flamme gewesen, als wir ihm eine Solarlampe als Tauschware in Aussicht gestellt hatten. Seine Euphorie bringt uns in eine großartige Verhandlungsposition. Mit etwas Kleidung, leeren Büchern und der kleinen Solarlampe als Tauschwaren, machen wir uns auf den Weg zum Markt. Etwas später wechseln tatsächlich unsere Kleidungsstücke und die Lampe den Besitzer. Lawrence sollte derjenige werden, der die Lampe erhält. Der Gedanke daran, wie er seinen Kindern den neuen Schatz in ihrer dunklen Rundhütte präsentiert, gefällt uns sehr. Nach manch zähen aber unterhaltsamen Verhandlungen, verlassen wir das Dorf mit einem Lächeln und einigen hübschen Erinnerungsstücken.
Kleines Schlam(m)assel - große Hilfsbereitschaft
Über steile Serpentinen fahren wir in die grüne Hochebene Malawis. Auch abseits des Sees zeigt sich Malawi von seiner hübschen Seite. Keine Polizeistopps, viele Kinder die uns zuwinken und angenehme Temperaturen versüßen unsere Reise. Bis dahin lässt es sich in Malawi weit besser mit dem Auto fahren, als erwartet. Da Autos für die meisten Einheimischen unerschwinglich sind, herrscht wenig Verkehr. Keine Mopedtaxis und nur wenige Minibusse kommen uns entgegen. Das meistbenutze Fortbewegungsmittel in Malawi sind eindeutig die Füße. Am Straßenrand sind stets Menschen in Bewegung, noch mehr und noch viel dichter gehäuft als in Tansania oder Sambia.
In der Regionalhauptstadt Mzuzu soll es, zum ersten Mal seit zwei Monaten wieder, einen richtigen Supermarkt geben. Als wir den finden, steigt die Vorfreude. Endlich wieder Auswahl, endlich wieder feste Preise ohne zähes Ringen. Leider ist der Bankomat offline und wir müssen uns fast eine Stunde gedulden, bis wir unsere Geld- und Essensvoräte wieder aufstocken können. Draußen warten bereits zwei Burschen, die wir vorab mit einer Gemüse- und Obstbestellung vom lokalen Markt beauftragt hatten. Sie bringen mehr als vereinbart und wollen obendrein auch viel mehr Bezahlung. Michael hält den beiden eine gewaschene Standpauke und vertreibt sie, nachdem wir nur weniger als die Hälfte gekauft haben. Nebenan steht ein Mini-Bus bereit zur Abfahrt. Die Insassen haben dem Gespräch gelauscht und nicken Michael allesamt zu. Er fühlt sich erst beschämt, doch als einer der Insassen zu ihm sagt: „Thank you, you teached them an important lession“ fühlt er sich bestätigt in seinem Vorgehen.
Als wir glauben kurz vor unserem Ziel bei Kandi Beach angekommen zu sein, passiert uns eine Dummheit. Die geteerte Hauptstraße in den Süden hat mittlerweile wieder Ufernähe erreicht, wird jedoch von Baustellen und Umleitungen geprägt. Die diensthabende Navigatorin Ines übersieht die richtige Abzweigung und wir landen nach einer unangenehmen Rumpelfahrt im falschen Ort. Zumal es auch spät am Nachmittag ist und die Sonne gegen 17:30 untergeht, besprechen wir mögliche Nächtigungsalternativen. Michael entschließt sich trotzdem umzukehren und die Rumpelpiste wieder hinaufzukriechen. Die Stimmung könnte besser sein. Erst nach Einbruch der Dunkelheit erreichen wir unser Ziel. Der Nachtwächter dirigiert uns zu einem Stück Bambuswald, dass das Gelände vom Strand abgrenzt. Direkt davor stehen bereits Fahrzeuge, womit wir weiter hinter parken müssen. Als wir uns umsehen, entdeckt Michi etwas Außergewöhnliches: eines der Fahrzeuge trägt tatsächlich ein Kennzeichen aus dem heimischen Nachbarbezirk Melk. „ Des gibt’s jo ned, wer is denn da Möhka?“ fragt Michael in die Runde. Anstatt eine Antwort zu bekommen, werden wir von einer offensichtlich deutschen Stimme begrüßt. Im Dunklen erkennen wir noch weitere Menschen, die auf einem Tisch gerade ihr Abendessen zu sich nehmen. Die Runde besteht tatsächlich aus drei österreichischen Päarchen und einem deutschen Paar, das als Guide fungiert. Verwundert fragt uns der Deutsche, wer bei uns denn fährt bzw. uns durch Afrika führt. Noch verwunderter stellen wir fest, dass es genau diese Art von Reise gibt. Man kann die beiden Deutschen buchen und sich von ihnen als Leitfahrzeug in wenigen Wochen durch Afrika navigieren und obendrein bekochen lassen. Obwohl uns diese Art von Geleitschutz zwar wenig sympathisch erscheint, so sind zumindest die österreichischen Gruppenmitglieder nette Zeitgenossen. Einige Afrika Episoden werden ausgetauscht und zum Abendessen werden wir obendrein eingeladen. Der heimische Dialekt des Melkers Ignaz, freut Michi besonders und er könnte dem sympathischen Pensionisten aus der Nachbarschaft ewig zuhören.
Am Morgen trinken wir unseren Kaffee am Strand, genießen die sanfte Brise und spüren auf unserer Haut, wie die Temperatur langsam steigt. Die Reisegruppe verabschiedet sich und wir haben die Campsite kurz für uns alleine. Nur kurz, denn während Ines mal wieder am Brot backen ist und Michi den Bus reinigt, fährt ein neues Fahrzeug an uns vorbei. Aus dem nagelneuen Land Rover hüpft ein junges Paar und freut sich lautstark über den Seeblick. Etwas später kommen wir mit den Beiden ins Gespräch, können aber nur wenige Gemeinsamkeiten entdecken. Vor dem Abendessen lodern wieder die Flammen hinter unserem Bus. Ines kocht Curry, als sich der Nachwächter schüchtern zu uns gesellt. Sein Name lautet Zimbabwe, genauso wie das Land, das wir Anfang Februar besucht haben. Höflichst bittet er darum, sein Abendessen ebenso auf “unserer Flamme“ grillen zu dürfen. Ein einziger Maiskolben soll dem erwachsenen Mann für die Nachtschicht reichen. Ohne darüber nachdenken zu müssen, bieten wir Zimbabwe eine Schüssel Curry an, die er sofort verputzt.
Der nette Nachwächter ist auch der erste Mensch, den wir am Morgen sehen. Um Fünf Uhr früh klopft es laut an unserer Tür. Draußen hören wir Zimbabwe schreien. Er will uns darauf hinweisen, dass gerade ein großes Gewitter aufzieht und wir unsere Handtücher abnehmen und im Bus verstauen sollen. Michael öffnet die Tür, Ines springt raus und nimmt im Nieselregen schnell unsere Wäsche ab. Bevor Michi die Tür wieder zuwerfen kann meint Zimbabwe zufrieden: „Now you can sleep again!“
Das Gewitter überdauert leider unseren restlichen Schlaf. Erst am frühen Nachmittag sitzen wir draußen und verbringen die Stunden in Büchern versunken. Am Abend fesselt uns der nächste Tropenregen ins Innere des Busses. Zum Trost gibt’s seltenen Rotwein zum Abendessen.
Als wir am Morgen das Camp verlassen, hat Michael bereits seine Bedenken bezüglich der Ausfahrtsstraße geäußert. Der Regen der letzten Tage wird weitere Spuren in der ohnehin schlechten Piste hinterlassen haben, fürchtet er. Keine fünf Minuten später stecken wir tatsächlich fest. Die linke Seite des Busses versinkt im weichen Schlamm immer tiefer und tiefer. Zuerst 20 Zentimeter, dann mehr als 40 Zentimeter tief. Kinder kommen aus dem Busch gelaufen und sehen gespannt zu, wie wir mit der Schaufel und unseren Händen zu buddeln beginnen. Das Buddeln bewirkt leider nur, dass sich der lose Boden mit Wasser füllt, das unsere Reifen zur Hälfte bedeckt. Wir brauchen mehr Werkzeug und eventuell Bretter, um uns aus dem Schlam(m)assel zu befreien. Eine Frau, die am Feld nebenan mit ihrer Ernte beschäftigt ist, kommt rüber und erkennt das Problem. Sie schickt die Kinder los, um Verstärkung zu holen. Wenige Minuten später kommen zwei Männer samt Spitzhacken, Brettern und noch mehr Kindern im Schlepptau zu Hilfe. Knapp 30 Minuten vergehen, bis wir mit vereinten Kräften den Bus befreien können. Auch die schüchternen Kinder bringen Steine und entfernen Schlamm. Als der Bus befreit ist, bedanken wir uns mit etwas Obst und Trinkgeld. Die Frau freut sich und teilt noch vor unseren Augen das Geld auf die anderen Helfer auf. Zum Abschied gibt’s noch Fotos und jede Menge Händeschütteln.
Der weitere Weg in den Süden verläuft bis auf eine Ausnahme wenig abenteuerlich. Nur zwei hölzerne Brücken, die offensichtlich schon viel bessere Zeiten hinter sich haben, lassen den Adrenalinspiegel steigen. Das letzte Camp am Seeufer liegt bei Nkhotakota und hat leider wenig Charme. Von dem Stellplatz kann man zumindest auf das gegenüberliegende Ufer blicken. Mosambik ist weniger als 20 Kilometer entfernt. Wir verbringen eine ruhige Nacht dort und fahren weiter in Richtung der Hauptstadt Lilongwe.
Entlang der Strecke, die durch ausgedehnte grüne Hügellandschaften führt, lässt sich viel der Schönheit des Landes erkennen. Die Berge der Hochebene rund um Lilongwe sehen aus, wie riesige Felsbrocken, die vom Himmel gefallen sind. Keine hässlichen Industriebauten weit und breit, nur zahlreiche Menschen, die entlang der Straße pilgern. Sobald wir anhalten, sind wir also rasch umzingelt. So bleibt Ines nichts anderes übrig, als ihre kleinen Geschäfte im Bus zu verrichten. Bevorzugt während der Fahrt, damit wir schneller vorankommen. Michael drosselt dann das Tempo und ruft nach hinten, falls ein Bremshügel auftaucht. Jedes Mal zufrieden und erleichtert kehrt Ines wieder auf den Beifahrersitz zurück.
Die Hauptstadt Lilongwe präsentiert sich überraschend sauber und strukturiert. Die erste Verkehrsampel seit Wochen taucht vor uns auf. Am Straßenrand stehen Männer, die mit ausgestreckter Hand ihre Ware anpreisen. Wir sind verärgert, als wir den Inhalt erkennen. Sowohl kleine Kätzchen als auch Hundewelpen werden fest umklammert und den Passanten angeboten. Unser Weg führt uns schnurstracks in ein Shopping Center. Dort erschlägt uns die Auswahl fast und wir setzen uns erst mal in ein hübsches Cafe und lassen uns Fruchtsaft und Kaffee servieren.
Das Camp, das wir anschließend ansteuern, liegt bereits am Stadtrand Lilongwes und soll unser letzter Halt in Malawi sein. Dort stellen wir den Bus auf einem gepflegten britischen Rasen ab. Aufgrund von Stromausfall und völliger Dunkelheit verbringen wir einen schönen Abend bei Kerzenlicht. So klingt unser letzter Tag in Malawi besonders ruhig aus.
Malawi gefällt uns. Gastfreundliche Menschen, interessante Gespräche und außergewöhnlich schöne Landschaften werden uns in Erinnerung bleiben. Keiner Korruption und weit weniger Bettlern als in den Ländern zuvor, sind wir begegnet. Am nächsten Tag wollen wir die Grenze nach Sambia queren. Zurück in das Land, dessen Menschen uns mit Ausnahme von Dr. Ian “Glücksbärchen“ Nzali, weniger freundlich empfangen haben. Diesmal erreichen wir Sambia an seiner östlichen Grenze. Einen Teil der Schlagloch-Strecke haben wir uns somit erspart und ein Highlight afrikanischer Wildnis wartet dort ebenfalls auf uns. Der South Luangwa Nationalpark ist von der Grenzstadt Chipata weniger als 200 Kilometer entfernt. Sue und Ian haben uns vor zwei Wochen viel Positives von dem artenreichen Nationalpark berichtet. Wir freuen uns auf diese Etappe und hoffen, später in Lusaka, auch unser sambisches Glücksbärchen wieder zu treffen.
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Xandalph! (Mittwoch, 02 Mai 2018 22:03)
Erste!!
Wir wären gerne dabei gewesen und hätten beim Ausbuddeln mitgeholfen!
Toll, dass die eine Dame die Geschenke dann gleich auf alle Helfer aufgeteilt hat.
Schade, dass ihr in dem schönen Land nur so kurz wart, die Fotos sind fantastisch!
Viele Umarmungen und dicke Bussis,
Xandalph
Andiiii (Mittwoch, 02 Mai 2018 22:35)
Ich liebe eure Geschichten! Besser als jede andere Abend-Lektüre! :-)
Wäre spannend, WAS ihr euch habt schnitzen lassen ;-)
Schön, dass es euch gut geht! Bussls aus der Heimat!
Katrin (Donnerstag, 03 Mai 2018 12:11)
Es ist ein bisschen wie dabei sein, wenn man es liest, nur dass man leider nicht dabei ist - oder manchmal Gott sei Dank ; )
Ich freu mich schon auf euch, wenn ihr wieder da seid. Ich hoffe das macht die Rückkehr ein fuzikleines bissi leichter... Bin auch schon gespannt, was ihr für neue Rezepte aus Afrika mitbringt.
Dickes Bussi!
Mariella (Sonntag, 06 Mai 2018 23:08)
Ines du bist echt unglaublich. Ihr seid irgendwo (für mich im Niemandsland) und du schaffst es für Michi eine Geburtstagstorte zu organisieren. � na wenn das kein großer Liebesbeweis ist � echt toll. Es ist schön das ihr so hilfsbereite Menschen kennen lernt Viele Bussis und gute Weiterfahrt von uns 4 �